Der sogenannte „Saal“ liegt östlich des Gutes Bliestorf im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein. Die Fläche umfasst rund 22 ha und wurde während der Weichsel-Eiszeit vor 10.000 bis 15.000 Jahren als großflächige Senke ausgeformt. Der „Saal“ ließ sich aufgrund des hoch anstehenden Grund- und Stauwassers seit jeher nur schwer landwirtschaftlich nutzen. In alten Kartenwerken ist die Fläche als sumpfiges Grünland eingezeichnet. 1971 wurde ein Pumpwerk errichtet, mit dessen Hilfe die Fläche entwässert und als Acker genutzt werden konnte. Bedingt durch die Standortverhältnisse blieb jedoch auch diese Nutzungsform schwierig.
Im Frühjahr 2010 konnte der „Saal“ mit Unterstützung der Europäischen Union und des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums durch unsere Stiftung erworben und für den Naturschutz entwickelt werden. Durch Abstellen des Pumpwerks war es möglich, auf der Fläche ein ca. 8 – 10 ha großes Flachgewässer herzustellen, welches nun zahlreichen, auch gefährdeten Vogel- und Amphibienarten neuen Lebensraum bietet. Eine derart ausgedehnte Vernässung, die 25 bis 30 % der Gesamtfläche umfasst, ist im schleswig-holsteinischen Binnenland bisher nur sehr selten möglich gewesen. Eine Besonderheit des „Saal“ ist zudem, dass die Vernässung überwiegend auf Mineralboden erfolgte, während vergleichbare Vorhaben bisher schwerpunktmäßig auf Niedermoorstandorten durchgeführt wurden.
Um die Gewässerufer sowie die Gesamtfläche möglichst offen zu halten, wird der „Saal“ seit dem Jahr 2011 in Kooperation mit dem Gut Bliestorf extensiv mit Rindern und Islandponys beweidet. Flachgewässer, die in Weidegrünland eingebettet sind und ggf. jahrweise austrocknen, haben sich als besonders vorteilhaft für den Amphibienschutz erwiesen.
Bereits im ersten Jahr nach der Vernässung haben sich zahlreiche Vogelarten auf der Fläche angesiedelt. So wurden während der Brutzeit 2011 z.B. Rothalstaucher, Knäkenten, Kiebitze und Flussregenpfeifer regelmäßig beobachtet. Zur Rastzeit im Frühjahr und Herbst nutzten u.a. Kraniche, Kampfläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer und Rotschenkel die Fläche. Mit dem Laubfrosch und Kammmolch wurden zudem auch gefährdete Amphibienarten nachgewiesen.
Im Sommer 2012 konnten Vogelkundler in unserem Projektgebiet den ersten Brutnachweis des Teichwasserläufers in Deutschland erbringen. Diese zierliche Watvogelart wird alljährlich, jedoch nur sehr selten und auch nur auf dem Zug durch Schleswig-Holstein beobachtet. Teichwasserläufer brüten eigentlich in Feuchtgebieten von Osteuropa über Sibirien bis Ostasien - der Nachweis in Bliestorf ist von daher etwas ganz Besonderes. Er zeigt zudem, wie wertvoll Flachgewässer in der Landschaft sind.